1950 bis 1959

Hans Stephan in Aktion
Hans Stephan in Aktion - Aus dem Privatalbum Hans Stephan - Foto: Karl Stockhaus

Die glorreiche Zeit in der Oberliga Nord neigte sich dem Ende entgegen, denn Mitte der 50er Jahre stieg der Bremer SV in die Amateurliga Bremen ab. Für den Wiederaufstieg musste man neben der Meisterschaft in eine Relegationsrunde. Auch damals hatte der BSV seine Mühen damit und scheiterte dreimal in Folge daran. Immerhin konnte sich der Verein über ein großes Zuschauerinteresse an Dedesdorfer Strasse freuen, bis zu 7.500 Zuschauer besuchten die Spiele. Ende des Jahrzehnts gab es dann die ersten Pläne für die heutige Heimat, dem Panzenberg Stadion.

Der Bremer SV hatte die schwierigen Jahre überstanden und befand sich zu Beginn des neuen Jahrzehnts noch immer in Norddeutschlands höchster Spielklasse, der Oberliga Nord.
1950/51 keimte noch einmal so etwas wie Hoffnung auf, im Konzert der Großen des norddeutschen Fußballs wie Hamburger SV, Hannover 96 oder auch Werder Bremen mithalten zu können. Immerhin konnte der BSV zwölf seiner 32 Spiele gewinnen, hatte bei 34:30 Punkten sogar ein positives Konto und wurde damit beachtlicher Siebter.

Bremer SV im Juni 1952 in Chemnitz
Bremer SV im Juni 1952 in Chemnitz - Aus dem Privatalbum Hans Stephan

Das „Sport-Magazin“ schrieb beispielsweise am 27. September 1950 zum Spiel des BSV beim FC St. Pauli, das 1:1 endete:

„Prächtige fixe Jungens kamen aus Bremen zum Millerntor. Vor zwei Jahren war es der gleiche Bremer SV, der als Außenseiter St. Pauli sogar eine Niederlage beibrachte. Die Bremer spielten mit einer sehr starken Läuferreihe, holten im Notfall die Verbinder zurück, blieben aber in der Balltechnik und in der Kombination dem Gegner nichts schuldig und zeigten dazu einige schneidige Angriffe. Erstaunlich war vor allem, wie Sontowski mehrfach mit dem alten Routinier Hempel umging. […] Ganz famos war Stephan als Schlussmann. […] Die Bremer ärgerten sich sehr, als der sonst gute Schiedsrichter Weinsam ein zweites Tor nach dem Seitenwechsel nicht gab, weil er eine Abseitsstellung gesehen hatte. Dabei kam der Ball vom Gegner zu Albrecht, und das ist in der Regel kein Abseits.“

Doch in den folgenden Jahren schien nicht immer die Sonne über dem BSV.

Motor Dessau gegen Bremer SV 1951
Motor Dessau gegen Bremer SV 1951 - Aus dem Privatalbum Hans Stephan

Der Bremer SV spielte in den Jahren 1951/52 bis 1953/54 solide im eher unteren Mittelfeld der Tabelle mit, konnte dem alten Rivalen Werder aber nicht das Wasser reichen. Die Zuschauerzahl sank weiter, 6.200 kamen jetzt nur noch zu den Spielen ins Weser-Stadion. Einmal Zehnter, zweimal Dreizehnter waren in dieser Zeit die Platzierungen. Zu viel, um ganz im Niemandsland des Fußballs zu verschwinden, aber eben auch zu wenig, um die Leute hinterm Ofen hervorzulocken. Da reizte der Stadtrivale eben doch mehr, der gleichzeitig stets unter den ersten Fünf stand.

Es kam dann, wie es kommen musste.

Als ganz Deutschland noch jubelte, weil die Nationalmannschaft vor ein paar Wochen sensationell in Bern Fußball-Weltmeister geworden war, begann für den BSV die Oberliga-Abstiegssaison 1954/55. Immer wieder hatten die Blau-Weißen Leistungsträger an finanzkräftigere Vereine verloren. Am 1.Mai 1955 forderte dieser ständige Aderlass schließlich seinen Tribut.

Bremer SV - Bremerhaven 93 0:0 © Karl Stockhaus
Bremer SV - Bremerhaven 93 0:0 - Aus dem Privatalbum Familie Kurzawski - Foto: Karl Stockhaus

3.000 Treue freuten sich noch einmal abschließend über einen 3:1 Erfolg ihrer Mannschaft am letzten Spieltag über den VfL Osnabrück. Da aber dem direkten Konkurrenten Arminia Hannover zeitgleich ein 1:1 gegen den Harburger TB gelang, blieb für den Bremer SV nur der vorletzte Platz in der Tabelle, der den Abstieg aus der Oberliga Nord bedeutete.
Ein Neunanfang in der Amateurliga Bremen musste nun her. Aber das war für unsere Blau-Weißen ja nichts Neues.

Bremer SV gegen Hamburger SV Saison 1954/55
Bremer SV gegen Hamburger SV Saison 1954/55 - Aus dem Privatalbum Hans Stephan

Anfangs herrschte große Trauer in den Reihen des Vereins. Doch das Lamentieren dauerte nicht lange. In der Bremer „Straßenbahnliga“, auch Amateurliga Bremen genannt, wartete die nächste Herausforderung. Die Konkurrenz freute sich, denn die Anhängerschaft des BSV war für Amateurliga-Verhältnisse immens. 

Und tatsächlich blieben viele Anhänger ihrem BSV treu. Sie füllten der Konkurrenz die leeren Kassen, unterstützten ihren BSV nach Kräften und aus der grauen Maus der letzten Oberliga-Jahre wurde jetzt ein stolzer Schwan eine Klasse tiefer.
Natürlich sollte das nach dem Willen des Vereins nicht von Dauer sein. Der Oberliga-Abstieg sollte schnellstmöglich korrigiert werden. Die Verzagtheit des Abstiegs wich bald einer allgemeinen Aufbruchsstimmung.

Bremer SV gegen SV Werder Bremen 1955 © Karl Stockhaus
Bremer SV gegen SV Werder Bremen 1955 - © Karl Stockhaus

Hatte man in den Jahren zuvor stets bedauern müssen, dass viele Leistungsträger Jahr für Jahr den BSV den Rücken kehrten, so konnte mit großer Freude registriert werden, dass nach dem Abstieg fast der komplette Kader der Blau-Weißen erhalten blieb.
Und mit diesem Bonus marschierte der BSV denn auch wirklich durch die Amateurliga Bremen, verlor nur ein einziges Spiel und wurde am Ende der Saison 1955/56 souverän Bremer Meister!
Auch in der Aufstiegsrunde zur Oberliga, in die man mit großen Hoffnungen startete, schlug sich die Mannschaft sehr achtbar. Doch die Rückkehr ins Oberhaus gelang schließlich nicht. Drei Siege und drei Niederlagen waren doch zu wenig.
In der Saison 1956/57 sollte der Titel verteidigt werden und der Wiederaufstieg gelingen. Das waren die Ziele.

Die Spielzeit lief auch nur ungleich schlechter. Der Bremer SV war am Ende punktgleich mit den Werder Amateuren. Es kam zu einem Entscheidungsspiel um den Titel, dass der Bremer SV unglücklich mit 1:3 verlor.
Ziel eins, die Titelverteidigung, war verpasst. Ziel zwei, der Oberliga Aufstieg, aber noch erreichbar. Denn die Werder Amateure konnten als Bremer Meister nicht an der Oberliga-Aufstiegsrunde teilnehmen, weil Werders Erste ja schon in der Oberliga spielte.
So nahm der BSV den Platz der Grün-Weißen ein. Leider war das Ergebnis schließlich wieder genauso ernüchternd. Die Mission Aufstieg scheiterte. Doch der BSV war allemal in die Herzen der Bremer Zuschauer zurückgekehrt.

Motor Zwickau - Bremer SV 1952 © Kurt Falk
Motor Zwickau - Bremer SV 1952 - Aus dem Privatalbum Familie Kurzawski - Foto: Kurt Falk

7.000 Menschen verfolgten den absoluten Höhepunkt der Fünfziger Jahre, das Aufstiegsspiel des BSV gegen den VfB Oldenburg an der Dedesdorfer Straße, an die der BSV in der Amateurliga zurückgekehrt war.
Dicht an dicht standen die Leute rund um den engen Platz in Walle und sahen am 2. Juni 1957 einen sportlich indes wertlosen 2:0-Sieg der Bremer.
Zu stark für die Bremer Amateurliga, zu schwach für die Konkurrenz aus Hamburg und Niedersachsen. Das war das Los des BSV Ende der Fünfziger. Die Gegner in Bremen hatten keine echte Chance gegen die Mannschaft von der Dedesdorfer Straße.

Am Interzonenzug in Magdeburg 1952
Am Interzonenzug in Magdeburg 1952 - Aus dem Privatalbum Hans Stephan

Auch 1957/58 marschierte der Bremer SV ungehindert zur Bremer Meisterschaft. Diesmal wurde es auch nicht knapp, wie im Jahr zuvor gegen die Werder Amateure. Acht Punkte hatten die Waller schließlich Vorsprung auf die SV Hemelingen; Werder wurde Dritter.
Jetzt musste es doch wohl endlich mal mit dem Aufstieg klappen! Dreimal ist schließlich Bremer Recht! 
Doch alte Sprichwörter haben im realen Leben eben nicht immer Gültigkeit. So wurde es diesmal wieder. Es zeigte sich in der Aufstiegsrunde, dass die Gegner aus Hamburg und Niedersachsen eben schon vorher in ihren Ligen weitaus mehr gefordert wurden als der BSV in der vergleichsweise schwachen Amateurliga Bremen. Die Blau-Weißen kamen auch in diesem Jahr nicht über die Rolle eines guten Gegners, der aber keine echte Aufstiegschance hatte, hinaus. Aber die Elf aus Walle ärgerte die Konkurrenz, verlangte ihr alles ab.
Und die Bremer Zuschauer spielten auch in diesem Jahr mit. 7.500 Leute pilgerten beispielsweise gegen Arminia Hannover an die Dedesdorfer Straße und bejubelten einen 3:2-Erfolg.

Ende der Fünfziger Jahre etablierten sich auch in Bremen erstmals echte Kontrahenten um sportlichen Erfolg. Der Blumenthaler SV erwachte auch seinem Dornröschenschlaf, und auch der Polizei SV machte den Mannen aus dem Bremer Westen das Leben schwer.
Nicht so überragend wie der BSV in den Jahren zuvor, aber eben am Ende doch besser. So ließen drei Mannschaften im Jahre 1958/59 den BSV hinter sich, dem mit Platz vier nur eine durchschnittliche Spielzeit gelang. Neun Niederlagen während der Saison waren für einen Titelgewinn denn doch zu viel. Der Blumenthaler SV holte sich den Titel knapp vor dem Polizei SV und den Werder Amateuren.
Das Jahr darauf, 1959/60, war dann zwar schon etwas besser, der BSV wurde immerhin Vizemeister. Doch mit dem Polizei SV stand eine Mannschaft mit sechs Punkten Vorsprung am Ende einfach über den Dingen. Immerhin hatten die Blau-Weißen mal wieder die Werder Amateure hinter sich gelassen.

1952 06 Chemnitz BSV 2 2 3
Chemnitz - BSV 2:2 1952 - Aus dem Privatalbum Hans Stephan

Auf anderer Ebene jedoch tat sich was.

Nach dem Willen der Stadtväter sollte Doventor die neue Heimat des BSV werden. Die lang ersehnte Entschädigung für den Verlust des Bürgerpark-Sportplatzes in den dreißiger Jahren rückte damit in greifbare Nähe. Im Jahr 1959 wurden erstmals Pläne für den Bau eines neuen Stadions am Panzenberg vorgelegt. Die Zukunft des BSV konnte beginnen!