Nach dem Krieg waren Vereine zunächst verboten. Ab März 1946 durften jedoch wieder Vereine gegründet werden, allerdings mit strikten Vorgaben bezüglich der Namensgebung. Erlaubt waren lediglich neutrale Namen wie „Sport-Verein“, „Sport-Club“ oder „Turn- und Sportverein“. Die neuen Vereine durften nicht die gleichen Namen wie vorher tragen. So erhielten die Sportler im März 1946 die Genehmigung zur Neugründung ihres Vereins unter der Bezeichnung „Bremer Sport-Club von 1946“.
Diese Übergangszeit war jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits am 16. September 1946 fand im Logenhaus in der Vegesacker Straße die erste außerordentliche Mitgliederversammlung des nun wieder unter seiner Traditionsbezeichnung auftretenden Bremer Sport-Vereins von 1906 statt. Für die Saison 1946/47 des wiederhergestellten Spielbetriebes wurde der Bremer SV der neuen Oberliga Niedersachsen-Nord zugeordnet. Zuvor hatte die neue Mannschaft ihre Qualität bei zahlreichen Spielen in der Ausscheidungsrunde um die Bremer Stadtmeisterschaft bewiesen.
Entsprechend selbstbewusst zog der BSV in die neue Oberliga Niedersachsen-Nord ein. Die Mannschaft bestand damals aus Namen wie Siegmund, Schäfer, Zembski, Merz, Kurzawski, Heitmann, Tünnermann, Preuße, Osterhorn und Fahrenholz, die von Paul Eckhoff betreut wurde.
In diesen Jahren hatte der BSV viele Abteilungen. Unser Verein war keineswegs ein reiner Fußballclub. Neben Handball wurde Faustball, Tischtennis und Schach gespielt. Eine kurze Zeit lang gab es sogar eine Kegel-Abteilung. Die größte und erfolgreichste Gruppe aber bildeten die Schwerathleten, vor allem die Ringer.
Das Aushängeschild blieb trotzdem der Fußball. Die Saison 1946/47 beendete der BSV auf einem nie erwarteten 3. Platz, der die Zugangsberechtigung zur Oberliga Nord, der höchsten deutschen Spielklasse, bedeutete!
Der BSV war inzwischen irgendwie zum Liebling der Fußballfans in Bremen geworden. Regelmäßig hatten schon zahlreiche Zuschauer den engen Platz an der Dedesdorfer Straße gesäumt. Nicht selten war die Zahl der Schaulustigen vierstellig.
Die Fans strömten bei Spielen des BSV in Scharen aber auch ins Weserstadion, das sich die Blau-Weißen nach ihrem Aufstieg in die Oberliga mit den Grün-Weißen Werderanern teilten. Für die höhere Spielklasse war der Ascheplatz an der Dedesdorfer Straße nicht zugelassen, der BSV musste notgedrungen umziehen. Mit einem Schnitt von aus heutiger Sicht sagenhaften 16.000 Zuschauern lag man in der Gunst der Fans nur knapp hinter dem großen Stadtrivalen.
Gleich am ersten Spieltag pilgerten 15.000 Zuschauer ins Stadion, um das 1:3 des BSV gegen den großen Hamburger SV zu erleben. Ebenso zwei Wochen später, als der BSV mit dem gleichen Ergebnis gegen den FC St. Pauli verlor.
Höhepunkt aber war der 14. Spieltag, an dem unglaubliche 30.000 Fußballverrückte das Lokalderby zwischen dem BSV und dem SV Werder sehen wollten. Der große grün-weiße Rivale gewann mit 4:1, und der BSV fand sich am Tabellenende wieder.
Als das letzte Spiel der Saison den BSV nach Hamburg zum späteren Meister Hamburger SV führte, unterstützten die Bremer Mannschaft mehr als 1.000 Schlachtenbummler, die mit Sonderzügen, Omnibussen oder auch LKW zum Rothenbaum gefahren waren.
Acht Minuten vor Schluss erst schoss der HSV das entscheidende Tor zum 1:0. Der BSV hatte einen großen Kampf geliefert.
Die Saison 1948/49 war die sportlich erfolgreichste des BSV in jener Zeit. Trotzdem nahm die große Zuschauerzahl des Vorjahres bei Heimspielen des BSV etwas ab.
Im Schnitt 13.800 Fans passierten die Tore des Weserstadions. Sie bekamen überwiegend gute Spiele ihrer Mannschaft zu sehen, die am Ende zu einem tollen 5. Platz reichten und damit zum inoffiziellen Titel des Bremer Meisters, denn der SV Werder rangierte in diesem Jahr zum einzigen Mal in der gemeinsamen Oberliga-Geschichte hinter den blauen Kickern und wurde lediglich Neunter. Der BSV bezwang den großen Rivalen dabei sogar einmal am 6. März 1949 mit 3:2 wobei Tünnermann und Preuße die BSV-Tore vor 22.000 Zuschauern erzielten.
Oberliga Nord 1948/1949
Platz Pl | Mannschaft | Spiele Sp | S | U | N | Tore | Punkte Pt |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. |
Hamburger SV
|
22 | 14 | 4 | 4 | 61 : 31 | 32 : 12 |
2. |
FC St. Pauli
|
22 | 15 | 2 | 5 | 47 : 22 | 32 : 12 |
3. |
VfL Osnabrück
|
22 | 14 | 3 | 5 | 61 : 23 | 31 : 13 |
4. |
Eintracht Braunschweig
|
22 | 12 | 1 | 9 | 48 : 48 | 25 : 19 |
5. |
Bremer SV
|
22 | 9 | 4 | 9 | 45 : 53 | 22 : 22 |
6. |
Eimsbütteler TV
|
22 | 9 | 3 | 10 | 35 : 40 | 21 : 23 |
7. |
VfB Lübeck
|
22 | 8 | 4 | 10 | 35 : 44 | 20 : 24 |
8. |
SV Werder Bremen
|
22 | 8 | 3 | 11 | 49 : 50 | 19 : 25 |
9. |
Concordia Hamburg
|
22 | 6 | 6 | 10 | 44 : 49 | 18 : 26 |
10. |
Arminia Hannover
|
22 | 6 | 4 | 12 | 33 : 50 | 16 : 28 |
11. |
1.SC Göttingen 05
|
22 | 5 | 4 | 13 | 35 : 57 | 14 : 30 |
12. |
TuS Bremerhaven 93
|
22 | 7 | 0 | 15 | 28 : 54 | 14 : 30 |
13. |
Holstein Kiel
|
0 | 0 | 0 | 0 | 0 : 0 | 0 : 0 |
Kiel wurde nachgewiesen, in der Saison 1947/48 die Freigabepapiere für den aus Weiden kommenden Spieler Willy Hamann zurückdatiert zu haben.
Doch der Bremer Fußball jener Tage befand sich im Umbruch. Es zeichnete sich bereits ab, dass kleine Vereine wie der Bremer SV auf Dauer nicht mit der ganz großen Konkurrenz in der Oberliga würden mithalten können. Auch die Zuschauer liefen dem Underdog im Laufe der nächsten Jahre davon. Man mochte den BSV, doch der SV Werder war einfach sportlich besser, hatte bessere Möglichkeiten und schlichtweg mehr zu bieten, um längerfristig oben mitzuspielen. So pendelte sich die Zuschauerzahl Anfang der 50er Jahre bei rund 8.000 pro Heimspiel ein.
In der Saison 1949/50 wurde die Oberliga auf 16 Clubs aufgestockt. Der Bremer SV geriet dabei in große Schwierigkeiten, konnte die Klasse aber als Drittletzter gerade noch halten. Verschärfend kam hinzu, dass zwei Leistungsträger des BSV, Preuße und Tünnermann, sich dem Lokalrivalen SV Werder anschlossen. Zudem wechselten die Trainer Schütz und Beck zum FC St. Pauli. Adäquater Ersatz war nicht vorhanden, wodurch der Bremer SV einer ungewissen Zukunft entgegensah.