Fußball war um die Jahrhundertwende keineswegs eine so populäre und anerkannte Sportart wie heute. Die Spieler hatten häufig Schwierigkeiten, mit ihrer Sportart überhaupt gesellschaftlich anerkannt zu werden. Von vielen Bürgern, Lehrern und Turnern wurden sie als «Fußball-Lümmel» oder «Stauchballspieler» beschimpft und verachtet. Mangels geeigneter Plätze spielten die Jungfußballer auf öffentlichen Spielplätzen, wobei häufig «hoch ehrenwerte Bürger» beim Promenieren aus stiller Einkehr aufgeschreckt wurden. Konflikte mit der Polizei waren daher nicht selten. Die «überführten Täter» wurden polizeilich verhört und mit einem Tag Haft oder mit schulischen Disziplinarmaßnahmen bestraft.
Ein paar fußballbegeisterte Schüler der Realschule am Doventor und der Schulen an der Nordstraße, der Thalstraße und der Calvinstraße legten um 1902/03 die ersten Grundsteine für die Vereinsgründung des BBV. Zum regelmäßigen Kicken trafen sie sich auf dem Spielplatz an der Nordstraße. Doch die Gründung eines Vereins blieb für die Jugendlichen vorerst ein Wunschtraum.
Nach unzähligen Vorverhandlungen in der Waschküche von Mutter Wenhold beschloss am l. Januar 1906 eine muntere und gleichsam bunte Gesellschaft in Neumanns Lokal an der Emderstraße die Gründung des BREMER BALLSPIELVEREINS «Sport» von 1906. Willi Wenhold wurde erster Vorsitzender, ihm standen sein Bruder Gustav, die Gebrüder Behrje und Willi Feht zur Seite.
Jetzt fehlte nur noch ein Sportplatz. Nach vielem vergeblichen Suchen fand der BSV im Grambkermoor endlich einen geeigneten Platz: die Kuhweide von Martin Haesloop. Endlich konnte das Spiel beginnen!
Die erste große Tat, die der Verein durchführte, war der Bau einer mit «allem Komfort ausgestatteten großen Umkleidebude». Man war es leid, sich in dem mit «braunen Farbtupfern» bedeckten Kuhstall umziehen zu müssen. Doch die Rechnung über 400,- Mark brachte dem Verein die ersten finanziellen Schwierigkeiten. Mit der Vertreibung von 50 Pfennig-Anteilscheinen und der Unterstützung von Martin Haesloop wurde die eine Hälfte des Rechnungsbetrages getilgt. Die andere Hälfte beglichen die Mitglieder durch einen wöchentlich zu zahlenden Bauzuschuss.
Im Sommer 1906 kam es dann zum regelmäßigen Spielbetrieb. In den Vereinsfarben gelb und rot spielte die junge BBV «Sport» gegen die Vereine Freya, Eintracht, Woltmershausen, Bremensia, später gegen Stern, Teutonia und Pfeil. Dem Vorbild des 1905 gegründeten Norddeutschen Fußball-Verbandes folgend, schlossen sich am 1. Januar 1907 mehrere Bremer Spielgemeinschaften zum Bund Bremer Fußballvereine zusammen. Nach spannungsreichen Begegnungen errang der BBV «Sport» in der Endspielverlängerung gegen Bremensia (4: 3) den Titel «Meister des Bundes Bremer Fußballvereine 1907».
Ermutigt durch diesen Erfolg traten die «Gelb-Roten» 1908 dem Bezirk Bremen des Norddeutschen Fußballverbandes bei. In der zweiten Spielklasse des Bezirks Bremen spielten sie gegen die 2. Mannschaften der damaligen Großvereine. Doch die Gegner waren besser, und der BBV «Sport» fand sich nach Beendigung der Spielserie am Ende der Tabelle. Wöchentliches Training wurde daraufhin zur Pflicht. Damit waren die Tage in Grambkermoor auf Martin Haesloops Kuhweide gezählt. Durch die langen Arbeitstage und das an Wochentagen stattfindende Training empfanden die meisten Spieler die weite Entfernung zum Sportplatz als Last. Auch gegnerische Vereine waren wenig geneigt, angesichts der damaligen Verkehrsverhältnisse, die lange Wegstrecke zurückzulegen. Im Frühjahr 1910 entschloss sich der Verein, seine neue Spielstätte beim Schützenhof in Gröpelingen zu errichten.
Text aus dem Buch „Blau weiße Kicker aus dem Bremer Westen“ von Jean-Claude Dorivaux und Manfred Knaust.