Die Sportabteilung des Bremer Stadttheaters

Die Geschichte der Fußballkünstler

 1930 war das erste Spiel der Mannschaft des Bremer Stadttheaters, die unserem Verein beigetreten war. Beate Raas-Reuter führte den Anstoß beim Spiel gegen die NORAG aus.
1930 war das erste Spiel der Mannschaft des Bremer Stadttheaters, die unserem Verein beigetreten war. Beate Raas-Reuter führte den Anstoß beim Spiel gegen die NORAG aus. - © 75 Jahr Bremer SV

Die Entstehungsgeschichte des Bremer SV ist geprägt von der Integration verschiedener Betriebsfußballmannschaften. Eine besondere Rolle spielte dabei die Fußballmannschaft des Bremer Stadttheaters. Unter der Initiative des ersten Kapellmeisters H. Adler vereinten sich Mitglieder aus allen Bereichen der Bühne, um nicht nur auf dem Rasen, sondern auch mit musikalischen und schauspielerischen Darbietungen zu glänzen.

1.Mannschaft der Abteilung Stadttheater
1.Mannschaft der Abteilung Stadttheater - Chronik 25 Jahre Buch Bremer SV

Zwischen 1927 und 1929 traten mehrere Betriebsfußballmannschaften dem BSV bei. Es waren Berufskollegen, die mangels einer eigenen Spielstätte sich als voll­zählige Mannschaft dem Verein anschlossen. Sie spielten in den Vereinsfarben und trugen meistens Freundschaftsspiele gegen andere Betriebssportabteilungen bzw. Vereine aus. Die Sportabteilung des Bremer Stadttheaters und die Sportvereinigung Horca bildeten jeweils eine eigene Abteilung innerhalb des BSV mit eigener Beitragshoheit und unabhängigem Vorstand.

Die Fußballmannschaft des Bremer Stadttheaters wurde 1929 aufgestellt. Auf Initiative des ersten Kapellmeisters H. Adler fanden sich Mitglieder aus den ver­schiedenen Bühnenbereichen zusammen. Solisten, Chormitglieder, Musiker, Schauspieler und technisches Personal waren Gründer und Spieler der Theater­mannschaft.

Die zentrale Lage der Sportstätte auf der Bürgerweide sowie die «Lobbyarbeit» des BSV-Mitgliedes H. Kastner waren für den Beitritt in den BSV ausschlaggebend.

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Im Festzug des Norddeutschen Fußball-Verbandes, der sein 25 jähr. Jubiläum feierte, waren Heini Kastner und Genossen vertreten. - © 75 Jahre Bremer SV

Das erste bedeutende Spiel der Theatermannschaft war ein Wohltätigkeitsspiel gegen die Norag (Norddeutsche Rundfunk AG) Hamburg. Unter der Anteilnahme einiger tausend Zuschauer gewannen die Bremer Künstler im Weserstadion mit 4: 3 und konnten einen Überschuss aus den Einnahmen in Höhe von 5 500,- Mark der Bremer Wohlfahrt überweisen. Es folgten weitere Freundschaftsspiele gegen Betriebssportmannschaften, unter anderem gegen das Oldenburger Landestheater.

Aber die Fußballkünstler wirkten nicht nur auf dem Rasen. Mit Orchester, Ballett und schauspielerischen Darbietungen stand  auch einige «Blau-Weiße Nächte» unter ihrer Regie. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierten mehrere jüdische Mitglieder der Theatermannschaft. Unter ihnen befand sich auch der Initiator H. Adler. Damit verlor die Sportabteilung des Bremer Stadttheaters an Bedeutung und löste sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges auf.

 

Dieser Text ist aus dem Buch "Blau-weiße Kicker aus dem Westen" von Jean-Claude Derivoux und Manfred Knaust.