Wie es nach dem Krieg mit dem Fußball weiterging
In der ersten Vereinszeitungsausgabe, die nach dem Krieg erschien, wurde im Juni 1948 von einem ersten Höhepunkt, dem Turniersieg des BSV beim Internationalen Berliner Pfingstturnier im Olympia-Stadion, berichtet. Dies Zeitdokument, von Hermann Faltus seinerzeit verfaßt, lassen wir im folgenden für sich selbst sprechen. PERSPEKTIVE: 6. 45 Uhr. Marktplatz.
Rammelmanns Interzonenmaxe wartet in frisch lackiertem Zustande mit seiner Fußballgesellschaft auf die Abfahrt. Es hupt, und los geht's! Der Sonnenball mußte Geburtstag haben, anders konnte man dieses herrliche Pfingstwetter kaum verstehen. Auch unsere Stimmung war voller Kapriolen. Hannover, Braunschweig, Magdeburg. Wie ein silberglänzender Strom liegt vor uns die Autobahn. Darauf eine singende Sportlergilde und ein in der Art aristokratischer Geblüter dahinschleichender Bus. Die Hitze wird drückend. - Rast. - Es gibt Vollbier und Gulasch ohne Paprika. Weiter geht's, und bald ist es geschafft: Marienborn - russische Zonengrenze. Für Sportler scheint man viel übrig zu haben. – „Dawei, dawei“ ... Wir nähern uns nach 11 Stunden Fahrt Berlin. Von „Berliner Luft" ist nichts zu spüren. Es riecht nach „Qualm" allerorten. Potsdam, Garnisonkirche. Furchtbar ist es um diesen Krieg gewesen. überall das Bild der Zerstörung. Rechts liegt ein russischer Soldatenfriedhof. Charakteristisch leuchtet in der strahlenden Sonne Hammer, Sichel und ein fünfzackiger Stern. Straßenbahnen fahren durch Vororte, bretterverschlagen und zischend wie Lokomotiven. Draußen lächelt uns ein Schupo zu. Na, wat denn - Berlin. Stolz geht's durchs Brandenburger Tor, dessen Wagenlenker zu lächeln scheint. Seitwärts steht ein riesiges russisches Ehrenmal, mitten im amerikanischen Sektor von Berlin. An Reichskanzlei, Siegessäule und manch anderer Sehenswürdigkeit vorbei geht's nach Berlin-Lichterfelde - ... in Quartier und herrliche Federbetten. An der Lifaßsäule leuchtet, vom Fenster zu erkennen, ein Plakat: Olympia-Stadion - Interzonales Pfingstturnier.
PERSPEKTIVE: Olympia-Stadion.
Deutschlands schönste Sportstätte. Ein riesiges Rund, ein grüner Rasenteppich und klopfende Herzen. BSV kämpft als erste deutsche Vereinsmannschaft nach dem letzten Kriege in olympischer Stätte. Es hat uns, die wir als Vorstand die junge Mannschaft nach Berlin führten, Freude bereitet, einen so starken Eindruck dort hinterlassen zu haben. Ich kann hier aus Raummangel nicht die Berliner Presse vollständig zitieren. Wenn man aber von a Ja Schalke-Stil und Waldhofschule spricht, muß schon etwas dran sein. Pfingstmontag. 45 000 schreiende Berliner. BSV! - BSV! - Diesmal meinen sie den Berliner BSV. Eben fiel der Ausgleich gegen Borussia Dortmund. Wenig später erfolgt der Schlußpfiff. Die BSVer aus Bremen liegen sich in den Armen. Das war der Turniersieg. Der Sportbeauftragte spricht zu den jubelnden Zuschauern und den am Spielfeld stehenden vier Teilnehmermannschaften: „Wir gratulieren dem Bremer Sportverein zum Sieg im Interzonalen Pfingstturnier 1948 in Berlin.“ Wir danken durchs Mikrophon. Man schüttelt uns die Hände. Es gibt noch lange herzlichen Beifall. Vor allem gab es zwei wunderschöne Pokale. Hinter uns landen auf den Plätzen der Westdeutsche Meister Borussia Dortmund mit einem Minuspunkt vor BSV 92, dem Berliner Ersten, und der alten, ruhmreichen Viktoria 89 mit 3 und 4 Minuspunkten.
BSV Sport Nr. 1, Ausgabe Juni 1948.
Erste Ausgabe nach 1945.
Das Foto zeigt die in Berlin siegreiche Mannschaft mit (v.l.n.r.): Kurzawski, Osterhorn, Heitmann, Lüllmann, Preuße, Simon, Maaßen, Albrecht, Fahrenholz, Zembski, Beck, Trainer Schütz.
ÜBERBLICK ÜBER DIE ERFOLGE DES BSV-FUSSBALLS 1946 - 1985:
September 1946 Einzug in die Oberliga Niedersachsen, gemeinsam mit SV Werder und VfL Osnabrück.
1947 Zum letzten Saisonspiel in Hamburg gegen den HSV begleiteten 1000 Bremer Schlachtenbummler die BSV-Mannschaft, die nach gutem Spiel nur knapp 0:1 unterlag.
Pfingsten 1948 Sieger des Internationalen Turniers im Berliner Olympia-Stadion (s.o.).
1951 Freundschaftsspiel im Weser-Stadion gegen den FC Burnley, Profielf aus England, die mit 4:0 geschlagen wurde. Hans »Socke« Stephan hielt einen Elfmeter und verhinderte somit das Ehrentor des FC Burnley. Als neue Spieler erstmals dabei: Erich Hänel und Werner Erdmann.
1952 6:2-Sieg über Werder Bremen im Oberliga-Ortsderby.
1955 Abstieg aus der Oberliga Nord, trotz eines 3:1-Erfolgs im letzten Spiel gegen VfL Osnabrück. Abschied auch vom Weserstadion also.
1956 Landesmeisterschaft, aber Wiederaufstieg mißlang.
1957 Wieder knapp gescheitert in der Aufstiegsrunde.
1961 Landesmeisterschaft und Wiederaufstieg in die Oberliga. Die Mannschaft mit dem altbewährten Torwart »Socke« Stephan sowie Martens, Wenzel, Bolz, Dobat, Braun, (der heutige BSV-Trainer), Michael, Böse, Zielinski und Meyer erreichte diesen Erfolg.
1963 Abstieg aus der Oberliga Nord.
1966 Aufstieg in die Regionalliga Nord nach 4:1-Sieg über den Heider SV.
1969 Überraschender Aufstieg in die Oberliga Nord mit »Nachwuchs«-Mannschaft.
1978 Landesmeisterschaft. Aufstieg in die Oberliga Nord.
1980 Aufstockung der Oberliga Nord wurde vom NFV -Verbandstag in Hamburg abgelehnt und damit der vom BSV gestellte Antrag. Nach der Schaffung der eingleisigen 2. Bundesliga mußte das den Zwangsabstieg für einige Vereine bedeuten. Auch der Bremer Fußballverband stimmte gegen den BSV-Antrag.
1981 Auch der BSV ist vom Abstieg betroffen.
1985 Bremer Landesmeister und Roland-Pokalsieger mit 1:0-Sieg über den Deutschen Amateurmeister Werder Bremen. Trotz guter Spiele scheitert man in der Aufstiegsrunde an Eintracht Braunschweig.
In der neuen Serie 85/86 »Herbstmeister«.