Gut 945 Zuschauer*innen hatten sich an diesem kühlen Frühlingstag am Panzenberg eingefunden. Nicht wenige dürften sich nach den ersten Minuten verwundert die Augen gerieben haben. War das wirklich der Abstiegskandidat mit fünf Niederlagen am Stück der da in blau spielte? Denn von Beginn an waren unsere Jungs hellwach und ließen den Profis von Werder kaum Luft zum Atmen. In den ersten Minuten kam Werder phasenweise noch nicht mal geordnet aus der eigenen Hälfte. Was auch immer unser Trainer Kmiec seinen Jungs in den Tagen nach der enttäuschenden Niederlage in Oldenburg gesagt haben mag, es zeigte sofort Wirkung.
Unsere Jungs rannten, waren wacher als ihre Gegenspieler, gaben in dieser Phase keinen Ball verloren. Vor allem über die linke Angriffsseite über den gestern sehr starken Leon Schmidt wurden immer wieder die Werderaner am Spielaufbau gestört und schnell nach vorne gespielt. Es dauert dann auch nicht lange, bis sich die ersten Torchancen ergaben, gleich zu Beginn segelte Ecke um Ecke Richtung Werder Tor, welches von Sebastian Mielitz, dem ehemaligen Keeper der ersten Mannschaft, bewacht wurde. Es gab etliche gute Chancen durch Schmidt, Bretgeld oder auch Kleiner, dessen Kopfball Torwart Mielitz so gerade eben noch von der Linie kratzen konnte. Auf der Gegenseite dauerte es bis zur 36. (!!) Minute ehe Werder mal gefährlich vor das Tor von Seppä auftauchte. Bis dahin hätte Ville auch noch in Ruhe seinen Geburtstag nachfeiern können, viel zu tun hatte er die ersten 30 Minuten nämlich nicht. Doch wie so oft im Fußball, die eine Mannschaft macht das Spiel und hat die Chancen, die andere macht die Tor. So auch gestern Nachmittag, als vollkommen überraschend das 0:1 aus unserer Sicht fiel. Unsere Abwehr vermochte es nicht, das Spielgerät effektiv aus dem Strafraum zu befördern, irgendwie gelangte der Ball zu Lukowicz, der den Ball zur Führung für die Gäste ins Tor stocherte.
Der Spielverlauf war komplett auf den Kopf gestellt und unsere Mannschaft brauchte nun etwas um sich vom Gegentor zu erholen. Wer aber nun dachte, Werder würde fortan das Spielgeschehen bestimmen, der sah sich getäuscht. Unsere Jungs schütteln sich kurz und machten einfach da weiter, wo sie vor dem Gegentor aufgehört hatten, mit mutigem Spiel nach vorn und aggressiven Zweikampfverhalten. Allein es blieb, trotz einiger guter Gelegenheiten kurz vor Schluss, bei der unverdienten Halbzeitführung für Werder.
In der Halbzeitpause fragten sich viele Fans, wie lange unsere Mannschaft das hohe Tempo der ersten 45 Minuten gegen die sicherlich konditionell besser aufgestellten Werderaner würde durchhalten können. Tatsächlich ließen es unsere Jungs in Halbzeit zwei etwas ruhiger angehen, wollten vielleicht auch sehen, was die Gäste vom Osterdeich anzubieten hatten. Doch obwohl Werder nun besser ins Spiel fand, war immer noch nicht erkennbar, welche der beiden Mannschaften im Abstiegskampf steckte und welche noch um Vizemeisterschaft spielen könne. Wobei man dazu sagen muss, dass Werder in der komfortablen Position war, dass sie in Führung lagen und mit zunehmender Spieldauer das Geschehen mehr und mehr verwalten konnten. Genau das geschah auch, Werder spielte die zweite Halbzeit souverän runter, überließ unserer Mannschaft zwar Ball und Mittelfeld, richtig gefährliche Abschlüsse gab es für unser Team zunächst jedoch nicht. Auf der anderen Seite spielte Werder auch nicht wirklich zwingend auf die Vorentscheidung, hatte auch nicht viele Torabschlüsse. Die beste vergab Nankishi vollkommen freistehend vor unserem Keeper. So lief das Spiel dahin und uns allmählich die Zeit davon und in den Köpfen machte sich die Angst breit, eine unnötige und unverdiente Niederlage würde sich anbahnen. Als alle schon mit dem Schlusspfiff rechneten, gab es noch einmal Einwurf von der rechten Seite. Der Ball segelte durch den Werder Strafraum, Grgic verlängerte per Kopf und der Ball flog über Mielitz, der in dieser Szene nicht glücklich aussah, zum hochverdienten Ausgleich ins Tor.
Kurz danach war das Spiel vorbei. Es endete mit einem 1:1 das uns in Sachen direktem Klassenerhalt nicht wirklich weiterhilft. Es war aber ein gefühlter Sieg der Moral, einfach weil sich die Mannschaft endlich mal belohnt hat für ihr Spiel und sie es geschafft hat, die Niederlagenserie zu beenden. So zeigten sich beide Trainer auch zufrieden mit Ergebnis und Spiel. Gästetrainer Christian Brand sprach von einem hochverdienten Unentschieden und schien froh, dass seine Mannschaft angesichts der schwachen Leistung immerhin noch einen Punkt ergattern konnte. Unser Trainer Sebastian Kmiec hingegen freute sich, dass seine Mannschaft sich für die tolle Leistung immerhin noch mit einem Punkt hatte belohnen können, sprach davon, dass aufgrund der starken ersten Hälfte gar ein Sieg möglich gewesen wäre.
Nun gibt es ein „Endspiel“ gegen Todesfeld um sich Platz 15 zu sichern. Durch den Abstieg von Ottensen würde dieser Platz zum Klassenerhalt reichen, sollte sich Havelse im Aufstiegsduell gegen den Ostmeister durchsetzen, da seit Sonnabend Hannover 96 II als Absteiger aus der 3. Liga feststeht. Nach dem Unentschieden von Todesfelde gegen Drochtersen/Assel beträgt der Vorsprung auf den SVT vier Punkte. Mit einem Unentschieden am nächsten Spieltag wäre man am Saisonende also vor Todesfelde. Mit der Leistung von gestern ist aber auf jeden Fall ein Sieg möglich um dann im letzten Heimspiel gegen St. Pauli vielleicht doch noch Platz 14 anzupeilen.
Das Spiel in Todesfelde findet am Samstag, dem 10.05. um 16:00 Uhr statt, gut eine Woche später, am Sonntag, dem 18.05. steigt dann am Panzenberg gegen St. Pauli II das letzte Heimspiel. Anstoß wie gewohnt um 15:00 Uhr.